Ein regnerischer Samstag an der Küste. Wir kommen gerade aus dem Landfrauenmarkt in Ihlienworth, wegen dem wir eigentlich in den kleinen 1.600 Seelen-Ort in der Samtgemeinde Land Hadeln gekommen sind.
Da entdecken wir ein kleines Hinweisschild „Milchmuseum“. Milchmuseum?, fragen wir uns. Was`n das?
Neugierig wie wir sind, müssen wir dem natürlich auf den Grund gehen und stiefeln zielstrebig durch den Nieselregen auf ein winziges Haus neben der alten Meierei zu.
Gegen eine freiwillige Spende von einem Euro pro Person dürfen wir eintreten. Natürlich ist die Spende themengerecht in eine alte Milchkanne zu werfen. Es klingt blechern, als wir die Münze einwerfen. Der riesige Besucheransturm war heute wohl noch nicht da. Im Sommer wird das sicher anders sein. Für unsere kleine Spende bekommen wir sofort eine persönliche Betreuung. Ein Herr, schlank, blaues Cappy auf ergrautem Haar, unaufdringlich, begrüßt uns freundlich und erklärt uns den Beginn des Rundgangs. Ich nenne es jetzt mal Hin-und Hergang, denn der Museumsweg besteht aus zwei aufeinander folgenden Zimmern, in denen es von Ausstellungsstücken nur so wimmelt.
Tags im Museum
Zwei andere Besucher unterhalten sich leise in dem zweiten Zimmer, ansonsten sind wir allein. Auf den ersten Blick sehen wir jede Menge alte Geräte, die alle liebevoll mit Schildern beschriftet sind. So weiß man, was man sieht. Und das erste, was wir sehen ist eine alte „Buttermachmaschine“, wie ich das als Laie jetzt einfach mal frei heraus benennen würde. Während wir darüber nachgrübeln, wie genau das Ding wohl funktionieren könnte, gesellt sich der freundliche Herr mit auf dem Rücken gefalteten Händen und höflichem Abstand zu uns und erklärt uns das Prinzip. Ach sooo! Ja klar! Genau! Groschen fallen in unserem Hirn wie der Euro in die Milchkanne. Man hört es klappern.
Wir lernen, dass Butter nicht aus Milch gemacht wird, sondern aus Rahm, also dem Teil der Milch, der sich kurz nach dem Melken an der Oberfläche von selbst absetzt. Durch das Schlagen im Butterfass trennt sich der Rahm in Butter und in Buttermilch. Alles ohne elektrische Hilfe. Ich kann mir vorstellen, das war körperlich ganz schön anstrengend. Da entdecke ich einige Geräte aus den sechziger Jahren, die offenbar bereits mit elektrischer Unterstützung arbeiteten. Z.B. einen riesigen Tauchsieder, mit dem Zeit die Milch für Kälber anwärmt wurde.
Rechenaufgaben und beeindruckende Ergebnisse
Es stellt sich schnell heraus, dass dieses Museum vielleicht auf den ersten Blick etwas unscheinbar sein mag und auch nicht über Multimedia-Bespaßung für die Besucher verfügt, aber es ist eine wahre Wissensgrube. Wir erfahren, dass der nette Herr ein pensionierter Landwirt ist, einen Stall mit 50 Kühen hatte und so ziemlich alles (und ich meine wirklich alles!) über Milch, Kühe und moderne und alte Milchwirtschaft weiß.
Der Mann weiß einfach, wovon er redet. Eine Kuh frisst etwa 45-50 kg am Tag, trinkt an heißen Tagen 150 Liter Wasser und erzeugt ca. 25-30 Liter Milch, Spitzenkühe sogar 50 Liter am Tag. 50 Liter? Mal überlegen, wieviel Liter trinken wir so am Tag? Vielleicht einen oder zwei?. Jogurt, Butter, Käse und Quark noch dazu, ergibt: Hätten wir eine Kuh vor unserem Haus stehen, wären wir im Milch-Schlaraffenland.
Romantisch war gestern
Nun gut, die Wirklichkeit ist ja nun nicht so romantisch wie immer wieder gerne in unserem Kopf. Aus eigener Erfahrung erzählt uns der Museum-Mitarbeiter von der täglichen Arbeit, vom Treiben im Kuhstall, von Melkmaschinen und Melkrobotern. Für uns wirft er eine Melkmaschine an und fordert uns auf, den Daumen in den Melkbecher hineinzustecken. Ich zögere etwas. Er beruhigt mich: „Keine Sorge, wenn Sie ganz eingesogen werden, schalte ich die Maschine ab“. Ach so, ja nee, klar. Bin jetzt beruhigt. Ich stecke meinen Daumen in den Melkbecher, also in das Teil, das am Euter der Kuh angesetzt wird und spüre einen leichten Sog und mein Daumen wird massiert. Weh tut es nicht, es ist eher eine sanfte Massage für den Finger. Der Melkbecher saugt also nicht nur, sondern massiert das Euter zugleich, sodass der Melkvorgang überhaupt erst möglich ist. Ich gestehe, ich habe noch nie gemolken, jetzt aber habe ich eine bessere Vorstellung davon.
Ein Besuch lohnt sich
Fast zwei Stunden haben wir in dem Zwei-Zimmer-Museum verbracht und sind vollgefüllt mit nützlichem und interessantem Wissen. Der Nieselregen ist mittlerweile zu doofem „Richtig-Regen“ geworden. Deswegen muss die Kamera leiden, weil ich unbedingt die Melk-Kuh vor dem Museum fotografieren muss.
Unser Fazit
Wenn Ihr in der Gegend seid, sollte unbedingt ein Museumsbesuch im Milchmuseum von Ihlienworth auf Eurer Liste stehen (Öffungszeiten beachten!). Es lohnt sich sowohl für die Großen als auch für die Kleinen. Unser Tipp für Euch: fragt unbedingt den Museumsmann, ob er Euch etwas erklären kann! Dann werdet Ihr wirklich ein spannendes Erlebnis haben.
Wenn Ihr das Milchmuseum besucht habt, sagt uns doch, wie es Euch gefallen hat. Habt Ihr einen Tipp für uns, welche Museen besonders sehenswert sind, gerade weil sie klein und etwas skuril sind? Dann schreibt uns Euren Tipp in den Kommentar und wir machen uns auf den Weg.
Adresse:
Milchmuseum, Hauptstraße, 21775 Ihlienworth
Öffungszeiten:
Das Milchmuseum ist an den Tagen des Landfrauenmarktes freitags in der Zeit von 13:00 Uhr bis 18:00 Uhr und samstags von 10:00 Uhr bis 16:00 Uhr geöffnet.
Für Gruppen ist auch ein Besuch außerhalb der regulären Öffnungszeiten möglich. Terminabsprache bitte telefonisch an: Alma Reinecke, 21775 Steinau, Tel. 04756-8256.
Der Landfrauenmarkt findet von März bis November an jedem 2. und 4. Wochenende im Monat statt. Freitags von 13.00 bis 18.00 Uhr und sonnabends von 10.00 bis 16.00 Uhr.
Weitere Infos unter:
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