Beim Meer sind wir uns alle einig: wir lieben es. Beim Fisch sieht die Sache schon etwas anders aus. Die einen können nicht genug davon bekommen, die anderen winken bei seinem Anblick dankend ab.
Trotzdem gehört frischer Fisch irgendwie doch zu jedem Nordseeurlaub dazu.
Eine tolle Möglichkeit, jede Menge frisch zubereiteten Fisch zu probieren, ist das Cuxhavener Fischerfest, das jedes Jahr in den Fischhallen stattfindet.
An einem herrlichen Pfingstsonntag radeln wir bei knallblauem Küstenhimmel zu den Fischhallen in Cuxhaven. Die Sonne scheint bei angenehmen 20 Grad und der kühle Wind schiebt das Fahrrad mit unsichtbarer Hand voran. Bei solchem Wetter kann ich regelmäßig ausflippen vor lauter Küstenglück.
Großer Andrang beim Fischerfest in Cuxhaven
Doch meine Euphorie bekommt einen kleinen Dämpfer als ich Blechlawine vor den Fischhallen entdecke. Meine Güte, sind das viele Autos hier! Hier scheint ja halb Deutschland angereist zu sein. Merke: Wer zum Fischerfest mit dem Auto besuchen möchte, muss entweder gute Nerven mitbringen oder am besten etwas außerhalb parken und zu Fuß gehen.
Das Cuxhavener Fischerfest findet jedes Jahr in den Fischhallen von Cuxhaven statt. Allein die Gebäude sind schon einen Besuch wert, denn hier kann man noch echte Fischereiluft schnuppern. Seit über 100 Jahren ist der Alte Fischereihafen Standort für die von Cuxhaven auslaufenden Fischkutter. Der Neue Fischereihafen beherbergt heute moderne Fischverarbeitungsbetriebe.
Ich nutze die Gelegenheit und mache erstmal einen Streifzug durch die Fischhallen. Hier herrscht eine ganz besondere Atmosphäre. Es ist kühl, riecht streng nach Fisch und die vielen Kisten und Behälter zeugen von der harten Arbeit, die hier jeden Tag geleistet wird.
Nach der kleinen Runde durch die Fischhalle stürze ich mich in den Festtrubel. Das Fest findet in einer der großen Fischhallen statt und mich empfängt mich neben lauter Musik und Stimmengewirr der verführerische Geruch von gebratenem Fisch.
Fischgenuss mit Musik
Vier Jungs stehen auf der kleinen Bühne und bearbeiten leidenschaftlich ihre Instrumente, um die Zuhörer mit feinstem Dixie-Jazz zu begeistern. Die Leute haben es sich auf Bänken gemütlich gemacht, stehen am Bierausschank und schnacken was das Zeug hält.
In der ganzen Halle sind zahlreiche Stände aufgestellt, auf denen sich Fischleckereien türmen. Es wird gegrillt, gekocht und gebraten – und natürlich sofort probiert.
Wenn in Cuxhaven über Fisch gesprochen wird, dann ist das fest mit Portugal verbunden.
Als die Fischindustrie Anfang der siebziger Jahre einen Boom erlebte, wurden die Arbeitskräfte knapp. Findige Unternehmer warben Menschen aus Portugal an, nach Cuxhaven zu kommen. Die Portugiesen, insbesondere aus dem Bereich um die Hafenstadt Aveiro, hatten den Vorteil, im Umgang mit Fisch geübt zu sein.
So entstand eine gute Partnerschaft, die bis heute anhält. Die Cuxhavener schätzen die Portugiesen für ihre freundliche, verbindliche Art und für die Unterstützung in allen Bereichen um den Fisch. Mittlerweile gibt es in Cuxhaven eine starke Portugiesische Gemeinde und einige gute Restaurants mit Portugiesischer Küche, die weit über die Grenzen Cuxhavens begehrt und geschätzt sind.
Auch beim Fischerfest sieht man zahlreiche Stände mit portugiesischen Wurzeln.
Man kann aber nicht nur die Zubereitung des Fisches bestaunen, sondern findet ihn auch in seinem „Originalzustand“. Nur eben nicht mehr ganz so lebendig. Dafür umso beeindruckender, weil man sich so manch glitschiges Exemplar ganz genau aus der Nähe anschauen kann. Ich gestehe, so ein bisschen fies finde ich manche Fischarten ja schon.
Da hätten wir zum Beispiel den Steinbeißer, auch Seewolf oder Katfisch genannt, der aus einem Ozean-Horrorfilm stammen könnte. Er macht auf mich eher den Eindruck, als wollte er mich fressen und nicht umgekehrt.
Monster aus dem Meer
Im lebendigen Zustand knackt er am liebsten Muscheln, Krebse und sogar Stacheltiere in der Mitte durch. Knack. Deshalb hat er auch so scharfe Zähne, vor denen selbst die Fischer einen gehörigen Respekt haben. Ich kann das sehr gut nachvollziehen und schaue mir schnell den Kabeljau an.
Der schaut ein bisschen mürrisch drein, was daran liegen könnte, dass ihm zu warm ist. Er mag es nämlich lieber kühl und schwimmt am liebsten im Nordatlantik von Norwegen bis Kanada herum. Das Kabeljauweibchen ist übrigens ein sehr produktives Wesen. Es legt bis zu 9 Millionen Eier pro Laichzeit.
Engagierte Fischbrutzler
Da halte mich doch lieber an den frisch gegrillten Fisch, der hier zubereitet wird. Es wird fleissig gebrutzelt, gebraten und gegrillt.
Nach so viel Zuschauen läuft uns zwangsläufig das Wasser im Mund zusammen und wir müssen endlich selbst probieren. Mich lacht der leckere Matjes mit Schwarzbrot an.
Zum Essen gehen wir aus der Halle und machen es uns am Kai gemütlich. Was für ein Ambiente! Hier liegen Fischkutter, ein altes Feuerschiff – also ein schwimmender Leuchtturm – und klassische Segelkutter.
Open Ship auf den Fischkuttern
Das Tolle heute: es ist „Open Ship“, man darf alle Schiffe betreten und ausgiebig besichtigen. Die Crew steht für Fragen zur Verfügung.
Heute sind wirklich viele Menschen unterwegs. Kein Wunder, denn das Fischerfest hat sich herumgesprochen. Dieses Jahr wird es bereits zum 23. Mal veranstaltet.
Wir haben von dem Trubel genug, schwingen uns auf die Drahtesel und genießen noch etwas die Ruhe am Meer.
Kennst Du auch tolle Fischerfeste an der Küste? Dann verrate uns doch Deinen Tipp. Wir freuen uns darauf.
Moin Christoph Lüders,
das stimmt! 2019 leider kein Fischerfest. Wir hoffen, dass es 2020 weitergeht. Muss man erlebt haben 🙂
Liebe Grüße
KÜSTENGLÜCK