Seit ihrem Bestehen, also seit 2,6 Mio. Jahren, ist die Nordsee um 1.100 Meter tiefer geworden. Das ist in etwa der Kölner Dom siebenmal aufeinandergestapelt. Wie kann das sein?
Heute ist die Nordsee im Schnitt nur 50 Meter tief (also ein Drittel vom Kölner Dom). Man müsste also 50 m tief tauchen, um Algen vom Meeresboden zu pflücken. Nur ist das gar nicht der echte Meeresboden.
Was man beim Tauchgang sehen könnte, sind sogenannte Sedimente, also Ablagerungen aus Flüssen wie Rhein, Weser und Elbe, die sich auf den Meeresboden abgelagert haben.
Der eigentliche Meeresboden ist im Laufe der Jahrtausende abgesunken. In 1.000 Jahren insgesamt 42 cm im Schnitt, also etwa 1mm in 2,5 Jahren. Dadurch wird die Nordsee insgesamt zwar immer tiefer, die Wassertiefe bleibt aber gleich. Um den „echten“ Meeresboden zu erreichen, müsste man also 50 Meter tief tauchen und sich dann noch durch 1.050 Meter Sedimente buddeln.
Sedimente füllen alles wieder auf
Die Wissenschaftler der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) fanden das unlängst heraus. Allerdings brauchen wir uns keine Sorgen machen, dass die Nordsee demnächst in einem großen Loch verschwindet. Wäre ja auch schade, wenn wir statt zum Strand an ein tiefes Loch fahren würden!
Beim Vermessen des Meeresbodens fanden die Wissenschaftler auch tiefe Kratzspuren, die dicke treibende Eisberge zur letzten Eiszeit auf dem Meeresgrund hinterließen. Die Spuren sind nach Angaben der Wissenschaftler zwischen 100 m und 23 km lang und bis zu 12 m tief.
Noch nicht alle Geheimnisse entdeckt
Doch die Nordsee spuckt nicht einfach alle ihre Geheimnisse aus. Die Wissenschaftler können nur rund 75 Prozent der Absenkung erklären.
Hierfür ist zum einen das enorme Gewicht der Ablagerungen verantwortlich, zum anderen werden Bewegungen der Erdkruste als Ursache genannt. Trotzdem bleiben 25 % der Gesamt-Absenkung bislang unerklärlich.
Möglicherweise legen sich unbekannte Meerestiere zum Gruppenkuscheln auf die Sedimente und dadurch sackt der Boden immer tiefer? Oder ein Unterwasser-Rumpelstilzchen ist ständig so erbost, dass es vor Wut ständig auf den Sedimenten rumtrampelt?